It's time to change

Veröffentlicht auf von DesireDestroysGroove

Freitag, 03.07.2009


Ebbe der Gefühle


Manchmal hat man das Gefühl, von niemandem verstanden zu werden. Man ist an einem Punkt angelangt, an dem man sich fragt, was wirklich wichtig ist. Alles, was man bisher hatte, stellt man plötzlich auf den Prüfstand. Das Einzige was bleibt, ist der Wunsch nach Sicherheit und Bestand. Man möchte morgens aufwachen und an etwas denken, was ewig wehrt. Auf etwas, auf das man wirklich bauen kann, ohne dass die inhaltslose Fassade langsam aber sicher zu bröckeln beginnt. Man möchte etwas Neues beginnen – doch man kann es nicht. Es geht einfach nicht. Die Erinnerungen, die man mit sich trägt vernebeln die klare Sicht. Man hat den Glauben an die Menschheit verloren. Man fragt sich, warum so viele Menschen von Egoismus und Eigennutzen geprägt sind. Man weiß nicht mehr, wem man vertrauen kann und wem nicht. Es ist schwer, das zu differenzieren. Der einzige Mensch, auf den man wirklich zählen kann, ist man selbst. Es sind nicht nur die Verluste, die einen Menschen prägen. Er selbst ist maßgeblich daran beteiligt. Jeder handelt nach seinem Gewissen. Doch manchmal hat es den Anschein, als hätte ein Großteil der Menschheit dieses an der Pforte des Lebens abgegeben. Man selbst opfert sich für andere und stellt die eigenen Bedürfnisse zurück, um denen der anderen gerecht zu werden – das kann auf Dauer nicht gut gehen. Es ist schwierig, nach Außen immer diesen ausgeglichenen, zufriedenen Eindruck zu machen, wenn man mit sich selbst nicht im Reinen ist. An erster Stelle sollte schließlich doch man selbst stehen… und niemand sonst. Besonders kompliziert wird es dann, wenn die eigene Hilfsbereitschaft von niemandem gewürdigt wird. Irgendwann wird sie von den Mitmenschen als Selbstverständlichkeit verstanden und somit vergessen. Spätestens dann ist es keine zufriedenstellende Handlung mehr – vielmehr wachsender Druck und eine Rolltreppe abwärts für das eigene Selbstbewusstsein. Man schultert Lasten, die einem zum Verhängnis werden. Man sollte sich Bewusst machen, dass ein Wandel fällig ist.

 



Doch wo soll man anfangen? Schließlich möchte man nicht von „Mutter Theresa“ zu einem puren Egoisten werden. Man möchte doch lediglich das eigene Leben erleichtern und mehr auf die persönlichen Bedürfnisse und Wünsche eingehen. Es tut weh, wenn man einem plötzlich klar wird, dass man immer nur gab und kaum etwas zurückbekam – kein offenes Ohr, das ehrlich gemeint war. So kann man andere glücklich machen und sich selbst dabei vollkommen vergessen. Man selbst wird allerdings nie die gewünschte Zufriedenheit erlangen können.


Menschen sind verschieden, das dürfte wohl allseits bekannt sein. Aber warum sind viele so sehr auf sich selbst fixiert, dass sie überhaupt nicht mitbekommen, was um sie herum geschieht? Dass die Person, der sie ihr Herz ausschütten mindestens genauso, vielleicht sogar noch mehr leidet? Es wird einfach übersehen…


Man begibt sich auf die Suche nach Menschen, die bereit sind, für das, was sie erhalten auch etwas zu geben. Menschen, die am Leben ihrer Mitmenschen teilhaben wollen. Eben jene Personen, die nicht nur einstecken, sondern auch austeilen. Leider ist es wahnsinnig schwer, eben einen eben solchen Menschen zu finden. Vielleicht auch, weil es einem selbst sehr schwer fällt, nochmal zu vertrauen. Das eigene Vertrauen wurde so oft missbraucht, dass seine Vorräte erschöpft sind. Irgendwann begann es zu bröckeln und niemand war dafür bereit, diese Scherben aufzukehren und wieder in die Lücken zu setzen. So bleiben nur die Trümmer, die durch den Egoismus anderer entstanden sind. Jeder kann zerstören, doch die wenigsten können reparieren. Es ist verdammt hart, zerstörtes Vertrauen wieder aufzubauen. Es scheint fast unmöglich.

 



Allerdings kann man sich nicht endgültig verschließen – denn auch das macht auf Dauer nicht glücklich. Es ist wichtig, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, um mit sich wieder ins Reine zu kommen und die Dinge vielleicht einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Man schafft es nicht immer seine Mitmenschen zu verstehen. Oft versteht man sich ja selbst nicht. Man weiß, dass man sich selbst damit schadet, immer und überall für seine Freunde da zu sein und doch kann man es nicht lassen. Man ist doch selbst Schuld, wenn diese Gutmütigkeit irgendwann ausgenutzt wird. Immer und immer wieder lässt man sich dazu hinreißen, seine Schulter herzuhalten und die Tränen aufzufangen, mit denen man eigentlich gar nichts am Hut hat. Man spielt Kummerkasten, um seine Freunde wieder lachen zu sehen, ohne zu bemerken, dass es an die eigene Substanz geht. Irgendwann ist kein Kapital mehr vorhanden, weil man nie Zeit hatte, es zu regenerieren. Wie kann man sich selbst nur so vergessen und vernachlässigen? Irgendwann überschlagen sich die Ereignisse und man findet sich in seinem eigenen Leben nicht mehr zurecht, weil man sich nur noch mit dem der anderen beschäftigt hat. Auf qualvolle Weise wird einem ins Gedächtnis gerufen, dass man auch noch eine Vergangenheit, eine Gegenwart und eine Zukunft hat – und sie alle wollen gepflegt werden.

 



Nun fängt man an, alles umzukrempeln, was vorher als so sicher erachtet wurde. Es war nicht sicher, im Gegenteil. Man bewegte sich auf wackeligem Boden, ohne es zu bemerken. Kurz vor dem Absturz bekam man noch knapp die Kurve – gerade noch rechtzeitig. Man weiß, dass man sein Leben verändert muss, doch weiß man nicht, wo man anfangen soll. Also beginnt man, wild drauf los zu werkeln, ohne auch nur eine Vorstellung zu haben, wonach man überhaupt sucht, geschweige denn, wie man es erreicht. Da man auf sich alleine gestellt ist, kann man auch niemanden zu Rate ziehen. Nein, da muss man alleine durch – wie sooft im Leben. Es beginnt eine lange Testphase, die man selbst als unheimlich aufregend, aber mindestens genauso kräftezehrend empfindet. Man weiß nicht, ob man am richtigen Strang zieht, trotzdem lässt man nicht los. Immerhin ist es einen Versuch wert – man hat ja nichts zu verlieren. Doch man selbst ist so, dass man dennoch Rücksicht auf seine Mitmenschen nimmt – viele verlieren diesen Punkt bei ihrer Suche scheinbar aus den Augen. Es ist eine Phase, in der man Erinnerungen einfach Erinnerungen sein lässt, ohne groß darüber nachzudenken. Das sollte man vielleicht viel häufiger tun, denn man merkt, dass es einem wirklich gut tut. Man sollte einfach nicht immer in ausgetrockneten Wasserlöchern bohren, um am Ende zu dem Fazit zu kommen, dass es ja doch keinen Sinn hat. Das ist vergeudete Zeit. Leider wollen wir das viel zu oft nicht wahrhaben. Erinnerungen sind nun mal ein Teil des Lebens, der niemals ganz erlischt. Sie gehören einfach dazu – und selbstverständlich prägen sie uns auch. Einerseits kann das wahrlich hilfreich sein. Andererseits kann es einem genauso im Wege stehen. Doch nun sollte man diese einfach mal außer Acht lassen und sich auf die Gegenwart konzentrieren. Vergangenheit und Zukunft interessieren momentan nicht. Wie heißt es so schön? „Man lebt nur einmal“. Genau. Dieses eine Mal sollte man genießen und nicht mit trüben Erinnerungen vermiesen. Es zählt also das „Hier und Jetzt“. Es ist toll, einfach mal den Moment genießen und sich auf sich selbst konzentrieren zu können. Es tut gut, wenn man Seiten an sich entdeckt, von denen man bisher nichts wusste. Es ist wirklich ein tolles Gefühl… Und vor allem hält es erstaunlich lange an! Damit hätte man selbst wahrscheinlich am Wenigsten gerechnet. Man nimmt sich einfach die Zeit für sich selbst, die man nun so lange entbehrt hat.


Doch wie soll es weiter gehen? Ewig kann diese Phase nicht anhalten, dessen muss man sich im Klaren sein. Man macht sich Gedanken, um die Zukunft. Man schmiedet Pläne und versinkt in wilde Spinnereien – auch das ist manchmal ganz schön und kann einen wirklich zum Schmunzeln bringen. Man darf auch alles mal auf die leichte Schulter nehmen. Schließlich war man lange genug mit ernsten Gedanken beschäftigt und darf seinem Kopf auch mal eine kleine Auszeit gönnen. Irgendwann muss man mal abschalten und genießen können.

Genau das sollte man auch tun. Ganz einfach, um nochmal eine gewisse Ausgeglichenheit zu erreichen. Das hilft einem, dass man irgendwann wieder klar denken und ein festes Ziel ins Auge fassen kann. Man versucht, seine Träume zu verwirklichen und das zu tun, was man schon immer tun wollte. Selbst wenn es nur bei dem Versuch bleibt – man lernt daraus und nimmt Erfahrungen mit. Diese Erfahrungen sollten helfen, begangene Fehler nicht noch einmal zu begehen. Doch ein Stückchen Naivität und Unbelehrbarkeit werden wohl immer bestehen bleiben. Das ist auch gut so – schließlich möchte man nicht ganz abkühlen.


Es kommt in diesem Lebensabschnitt oft vor, dass man einem Menschen ans Herz wächst, ohne es zu bemerken. Man kann es vielleicht erahnen, doch wissen kann man es nicht. Bis dieser Mensch sich öffnet und gesteht, was er für einen empfindet. Manchmal ist es wie ein kleiner Schock. Man weiß nicht, wie man reagieren soll. Einerseits möchte man diese Person nicht verletzen, andererseits weiß man, dass man keine tieferen Gefühle für sie hat. Man hat sein Herz durchbohrt, ohne überhaupt eine wage Vorstellung davon zu haben, was man da überhaupt anrichtet. Man war doch nur man selbst und wollte nicht, dass das passiert. Doch was nun? Wie soll man ehrlich sein, ohne diesen Menschen zu verletzen? Man sollte ehrlich sein, das ist IMMER der beste Weg. Auch wenn man sich geehrt fühlt und es ein Kick für das eigene Ego ist, es ist nicht fair aus diesem Grunde mit den Gefühlen eines anderen zu spielen – damit würde man außerdem viel mehr zerstören, als mit der blanken Wahrheit. Man selbst möchte schließlich auch wissen, woran man ist.


Auffällig ist, dass sich diese „Liebesbekundungen“ häufen, wenn man es am wenigsten erwartet, bzw. möchte. Man ist doch in dieser Phase, in der man sich nur um sich selbst sorgen will. Man ist doch gerade so glücklich, dass man sich von den alten Gefühlen gelöst hat – und das soll auch vorerst so bleiben! Man ist nicht bereit dafür, einen Teil von sich selbst herzugeben, weil man sich doch momentan für sich ganz alleine haben will. Dabei sollte man es auch belassen. Man weiß auch selbst, dass man nicht bereit dafür ist, sich wieder an einen anderen Menschen zu verlieren. Auch wenn es vielleicht schwer fällt – man sollte stark bleiben. Es lohnt sich.


Man muss sich eingestehen, dass es momentan niemanden gibt, für den es lohnenswert wäre, sich selbst aufzugeben – so egoistisch das auch klingen mag. Niemand ist es wert, wieder in dieses Loch zu stürzen, in dem man schon so viele Monate verbracht hat. Nein. Jetzt steht man selbst an erster Stelle. Das sollte man sich auch vor Augen halten, um nicht wieder in das alte Schema zurück zu fallen. Auch Menschen, die einem ihr Herz schenken, sind das momentan nicht wert. Es erfordert zwar viel Mut, jemand anderem seine Gefühle zu gestehen – das weiß man selbst sicher am Besten – aber darauf kann man nun mal keine Rücksicht nehmen. Man hat das auch durchgemacht und man hat es überlebt. Niemand fügt einem anderen Menschen gerne die Schmerzen zu, die man selbst erleiden musste, aber manchmal muss es einfach sein. Es geht nicht anders. Man muss erstmal schauen, dass man selbst glücklich wird und erst dann kann man sich wieder mit diesem Thema auseinandersetzen. Liebe ist erstmal nebensächlich und das sollte sie auch bleiben. Sie würde einen großen Teil des klaren Verstandes vernebeln und das kann man jetzt wirklich nicht gebrauchen. Darum: Hand auf’s Herz und raus damit. Das ist nicht unbedingt der leichteste, aber gewiss der beste Weg.


Es ist seltsam, in dieser vollkommenen Gefühlslosigkeit zu schweben. Einerseits ist es wahnsinnig erleichternd, andererseits ziemlich bedrückend. Man fragt sich, ob man soetwas wie „Liebe“ jemals wieder empfinden kann, nach den Enttäuschungen, die man durchgestanden hat. Aufrichtiges Vertrauen hat man nur noch in eine einzige Person – und die ist man selbst. Man weiß, dass man die Schnur des Schicksals in den Händen hält. Man selbst ist der Puppenspieler, der alles nach seinen Wünschen gestalten kann. Es stimmt: Jeder ist seines Glückes Schmied … aber manchmal liefern eben andere das Eisen dazu. Man bekommt schon bei der Erziehung der Eltern gewisse Dinge mit auf den Weg. Vieles wird einem in die Wiege gelegt, vieles muss man sich selbst erarbeiten. Herauszufinden, WAS man unter Glück versteht, ist gar nicht so einfach. Eines jedoch steht fest: weder von Geld, noch von Liebe allein kann man leben. Eine ausgewogene Mischung aus beidem ist ideal.

 

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C
ich liebe deine texte. egal was du schreibst, man kann sich zu 100 % wiedererkennen. wenn du mal ein buch schreibst kaufe ich es direkt!!! <br /> <br /> du hast sau viel talent. darf man fragen, ob du sowas wie psychologie studiert hast oder studierst?<br /> <br /> würde mich freuen noch mehr von dir zu lesen :)<br /> <br /> lg chrisina
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